ursulas vekksperformance

von Sourie Waltraud Wultsch


Gefangen


Brennen

Der Schrei kam aus dem Keller des Kulturvereins.
Sie lag im Art Käfig. Wachs tropfte auf ihren Körper.


Innerer Schmerz

Sie konnte mit ihren vielfältigen Fähigkeiten
den Schmerzzustand visualisieren.
Der innere Schmerz blieb.


Kopfweh


Kopfweh

Der unerhörte Schrei erstickte...


Schmerz


Eros


Ohnmacht

Sie leistete Widerstand.
Der rasende Schmerz umhülte sie sichtbar.
Schließlich wurde sie ohnmächtig.


Gehirnwäsche

Sie wurde einer umfassenden Gehirnwäsche unterzogen.


Herzschmerz


Objekt


Objekt 0815

Als Objekt NR 0815 wollte sie nicht enden.


Flucht

Sie fand einen Ausweg


Flucht

Seitdem lebt sie im Keller des Kulturvereins

 

Während anderswo Frauen gesteinigt, gefoltert und sogar zu Tode geprügelt werden, die unverschleiert, geringfügig unbedeckt oder gar ohne Ehemann in der Öffentlichkeit sich zeigen, grinsen einem hierzulande allerorten nackte Frauen aus den Zeitungskiosken entgegen.

Gemeinsam ist beiden, hier Freizügigkeit, dort Zwang, daß das äußere Erscheinungsbild der Frauen geprägt ist vom Wunsch, dem Willen und der Macht der Männer, sie so zu sehen und darzustellen.

Hier wie dort leiden Frauen an Schmerzen: Dort, weil sie oftmals keine medizinische Hilfe erhalten, unerwünschte Schwangerschaften ertragen müssen, Mißhandlungen seitens der Ehemänner und der Gesellschaft ausgesetzt sind, wenn sie um das Recht kämpfen, sich so zu kleiden und zu bewegen wie sie selbst es möchten.

Hier, gerade weil sie medizinische "Unterstützung" erhalten: Chirurgische Schönheitsoperationen, allerlei Kuren und Kasteiungen, unerwünschte Abtreibungen, sowie die Verwendung von allergieerzeugenden Kosmetik -, Schmuck- und Textilprodukten, abstrusen Schuhen,.. usw, die sie hinnehmen, hauptsächlich, um der Männerwelt zu gefallen.

Das Schmerzempfinden, von der privaten Migräne bis zum allgemeinen Weltschmerz, ist sicherlich ein Merkmal der höherentwickelten Lebewesen. Der Schmerz umgibt uns alltäglich, doch nehmen wir meist nur unsere eigenen Schmerzen ernst.

Wir verschließen die Augen vor der Qual, dem Entsetzen, dem Ekel, der Leiden Anderer, verspüren wir jedoch geringstes Leid an uns selbst, verlangen wir verzweifelt Abhilfe.

Den Schmerz darzustellen in seiner "nackten" Form war das Ziel von Ursulas Performance in den Räumen des VEKKS.

Der Kampf zwischen der Selbstzerstörung und der weiblich - ästhetischen Selbstdarstellung, das Schminken von Rändern unter den Augen, Blutspuren im Gesicht und Schweiß am Körper anstatt die Verwendung von Lidschatten, Lippenstift und glattrasierten Achselhöhlen ermöglichten mir als Photographin eine Gradwanderung zwischen abstoßenden und erotischen Frauenbildern zu dokumentieren, den schmalen Grad der erotischen Ausstrahlung des nackten Körpers und seiner Verletzlichkeit zu zeigen, ohne pornographische Absichten zu verfolgen.

Sourie, November 1999

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