Dagmar Beatrix Schönemann

Dagmar Beatrix Schönemann

Konzeptkünstlerin

preysingstrasse 7
81667 münchen
+49 89 44769048
eMail : schoeneorange@web.de

Ausstellung:
Zeitbilder und die Zeichnungen der Briefträger der Welt

virtuelle Ausstellung:
jahres-bilder

Biografie

1994 - 2001 Studium der freien Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Professor Stanley Brouwn und F.E.Walther
1992 - 1994 Studium der angewandten Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Professor G. Berger
1990 - 1992 Aktzeichnen bei Eckhard Westermeier (Privatunterricht)
1987 - 1992 Malunterricht bei Juschi Bannaski (Privatunterricht)
1983 Fachabitur für Gestaltung, Köln
1983 Abschluss der Ausbildung zum Druckvorlagenhersteller (Schwerpunkt Layouts), Siering KG, Bonn
1972 - 1979 Deutsche Internationale Schule in Jakarta (Gymnasium), 10. Klasse: Realschulabschluss

Mitgliedschaften

06/03 Aufnahme in den Kunstverein Berg
04/03 Aufnahme in den Kunstverein Ebersberg
06/01 Aufnahme in den Berufsverband der Bildenden Künstler München
Ausstellungsbeteiligungen

07/03 Einzelausstellung Kunstverein Berg
04/03 Kunstverein Ebersberg
12/99 Internationale Kunstmesse Salzburg
03/99 Internationale Kunstmesse Innsbruck
05/90 Gruppenausstellung in Bamberg

Der Ansatz

Wie der in Fernando Pessoas "Das grosse Buch der Unruhe" portraitierte Hilfsbuchhalter begehe ich den Acht-Stunden-Tag: Arbeitsbeginn 8.30, Mittagspause 12.30-13.30, Arbeitsschluss 18.30.

Malarbeit
Ein- bis drei Jahre lang bemale ich jeden Tag möglichst alle dafür vorgesehenen quadratischen Leinwände und Papiere mit Linien, Punkten, Kreisen und Strichen. Die Anzahl dieser Zeichen richtet sich nach der mitteleuropäischen Zeiteinteilung und einem davon abgeleiteten System: 24 Linien pro Tag z.b. auf 24 quadratischen Leinwänden oder die Quersumme der ersten zwei Zahlen des Datums ergeben multipliziert mit 24 die Anzahl der Punkte auf einem Bild. Jeder Wochentag hat eine bestimmte Farbe. Die Zeichen werden immer übereinander, gereiht oder zum Kreis formiert gemalt. Dieser Arbeitsgang läuft fast automatisch, ästhetische Wirkungen werden dabei nicht berücksichtigt.

Schreibarbeit
In ein dickes Buch wird mit Feder und Tusche der Text aus Pessoas Roman nach bestimmten Systemen bis zu 4000 Zeilen immer wieder übereinander neu abgeschrieben. Das sind die Zeilen im Leben eines Menschen.

Sammeln
Eine bunte Perle pro Tag wird auf eine Schnur aufgereiht. Die Farbe richtet sich nach dem Farbsystem der Malarbeit.
Für ein Mal Sex mit meinem Liebhaber gibt es eine rosafarbene Kartei-Liebeskarte, die datiert wird.
10 Menschen nehmen an drei Tagen zur gleichen Zeit an 10 verschiedenen Orten 10 gleiche Motive für mich auf (Fotoinstallation).
An alle Länder eines bestimmten Atlas gehen 192 Briefe in die ganze Welt und kehren zu mir zurück. Das in dem Umschlag vorhandene, aus einer Weltkarte ausgeschnittene Land bereiste also die entsprechende Nation (Ausgeschnittene und zurückgekehrte Länder ergeben eine poetische Installation).
Die Zeichnungen der Briefträger werden von mir auf Transparentpapier abgepaust.
Ich sammele digital die Sprachen der Welt, ein Mensch sagt in seiner Sprache einen von mir festgelegten Satz (Tonistallation).
Ich befage Menschen nach der Anzahl der Tränen in ihrem Leben (Fotoinstallation und mit Wasser gefüllte Gefässe).
Ich befrage Menschen, ob sie an Elfen und Trolle glauben und schon einmal welche gesehen haben (Toninstallation).

München, den 09. Juli 2003

Ausstellung im Rathaus Berg

Wundersame Struktur der Zeit in Bildern

Die Künstlerin Dagmar Schönemann macht den Verlauf von Stunden und Tagen sichtbar


Berg - Unter dem Titel „Zeitbilder und die Zeichnungen der Briefträger der Welt“ präsentiert der Kunstverein Berg im Rathaus zurzeit Arbeiten der Künstlerin Dagmar Schönemann. Eine Ausstellung, der sich der Betrachter mit viel Ruhe und Einfühlungsvermögen nähern muss, um den künstlerischen Ansatz dieser konzeptionellen Kunst zu verstehen.

Schönemanns Arbeiten fußen auf einem mathematischen Zahlensystem, dass sich auf die Stunden, Tage, Monate und Jahre als Zeiteinheiten bezieht. So gibt es „Einjahresbilder“ mit je 24 Linien pro Tag, die nach Abschluss der Arbeit, wie Karin Höh-Knüppel in ihrer Einführung sagte, „eine wundersame Struktur zeigen, vergleichbar einem kostbaren Gewebe mit einer unerwarteten Farbharmonie“. Die „Dreijahresbilder“ entwickeln sich aus Punkten. Das Tagesdatum wird mit 24 multipliziert, genau so viele Punkte werden dem Bild hinzugefügt, zugleich wird das Bild im Uhrzeigersinn gedreht. Daraus entsteht Verdichtung und Ausdehnung im Bildraum auf weißem Grund.

Die verwendete Farbskala ist immer die gleiche, immer arbeitet Schönemann mit einem Pinsel der Größe Null und mit Plaka Farbe. Schönemann, die in Hamburg an der Hochschule der Bildenden Künste bei Stanley Brouwn studierte, versucht den Verlauf der Zeit in ihren Bildern und Installationen festzuhalten, einen nicht sichtbaren Bewegungsablauf wie in einer Zeitlupenaufnahme dingfest zu machen. Als Vorbild verweist die Künstlerin auf Roman Opalka, der seit den sechziger Jahren Tag für Tag das Datum auf weiße Leinwände schreibt. „Ich sitze ganz mönchisch und male fast mechanisch meine Punkte oder Linien“, sagt Schönemann. Für sie hat diese Arbeit einen meditativen Charakter – abgesehen davon, dass sie eine Affinität zum Zählen und Ordnung schaffen hat, die immer wieder um die Grundsatzfrage kreist: Wie vergeht die Zeit?

Jeden Tag knüpft sie Perlen auf eine Perlenkette, immer im gleichen Farbenschema. Eine weiteres Projekt sind ihre Zeichnungen der Briefträger der Welt: An 192 Hauptstädte der Welt hat sie einen Brief geschrieben, bei dem sich die Empfängeradresse aus ihrem rückwärts geschriebenen Namen ergibt. Die Postleitzahl ist die Anzahl der Quadratmeter des jeweiligen Landes. Die Hausnummern sind von 1 bis 192 durchnummeriert. Inhalt des Briefes ist das ausgeschnittene Land einer Weltkarte, die ebenfalls Exponat der Ausstellung ist.

Der Vermerk: „If unknown, please return to sender!“ veranlasste die Briefträger der Welt, die Briefe zurück zu senden – 121 Briefe sind im Laufe eines Jahres zurückgekommen. Die Vermerke der Briefträger wiederum hat Schönemann als Diagramme auf Pergamentpapier gepaust. Sammeln, Ordnung schaffen und Verbindungen herstellen zum Faszinosum Zeit, dem unwiederbringlichen Element des Daseins. Die Künstlerin versucht die Zeit auf anschauliche Weise, man könnte fast sagen, „einzufrieren“ und in Bildern und Installationen zu manifestieren.

NIKE SAUERWALD

© Süddeutsche Zeitung - Landkreisausgaben vom 09.07.2003 - Starnberg

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